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Text des NDR-Videos zu Kerstin Korwin:


Wenn ein Säugling mit Thrombozytopenie zur Welt kommt, dann ist es oft schon zu spät, ihn zu retten. Dieser sogenannte Blutplättchenmangel kann zu Hirnblutung führen, zur Behinderung und zum Tod. Es muss aber nicht sein, dass ein Baby mit dieser Krankheit überhaupt geboren wird. Man kann sie nämlich dank der modernen Transfusionsmedizin schon im Mutterleib behandeln. Die meisten wissen es nur nicht.


Die kleine Hannah-Marie. Ihr Leben stand lange auf Messers Schneide. Im Mutterleib litt sie unter Blutplättchenmangel, eine Mutter-Kind-Unverträglichkeit, die zu schweren Hirnblutungen führen kann. Eine tückische Komplikation, mit der Kerstin Korwin, gelernte Krankenschwester bereits schmerzliche Erfahrung hatte. Ihr langer Leidensweg führte sie deshalb in's Transfusionszentrum der Uni-Klinik Kiel. Untersuchungen bestätigten ihren Verdacht: Blutplättchenmangel. Kein Arzt hatte sie zuvor gewarnt, obwohl ihre Vorgeschichte voller Alarmsignale steckte. Tochter Lara kam noch gesund zur Welt. Dann kündigten sich Zwillinge an.


"Der erste Zwilling verstarb in der 16. Woche. Da dachten wir, dass wir den einen noch gerettet kriegen. Das war aber dann nicht der Fall. Der verstarb in der 28. Woche, dann nachher, - aufgrund einer sehr, sehr großen Hirnblutung auch. Und, - ja, das muss man erst einmal wegstecken."


Der nächste Schicksalsschlag kam mit der nächsten Schwangerschaft. Jesper-Thore, 2 Jahre alt, ist seit seiner Geburt behindert. Der Grund: eine Hirnblutung, die zu einem Wasserkopf führte. Doch außer den Eltern forschte niemand nach den Ursachen der Blutung.


"Also, das war ja schon so nach dem Tod der Zwillinge: ist nichts gemacht worden. – Ja, bei meinem Sohn auch nicht. Und wir sind also wirklich auch nur darauf gestoßen, als dieses Wort "Thrombozytopenie" fiel. Daraufhin haben wir wirklich angefangen zu forschen."


Im Internet stießen sie auf das Transfusionszentrum Kiel und die Expertin Dr. Esther Witzleben-Schürholz.


"Das ist eigentlich unser großer Wunsch, dass man eben die Anzahl dieser Hirnblutungen oder auch der Folgeschäden durch Blutungen im Allgemeinen bei dieser Erkrankung, dass man die verhindern kann, indem man nämlich rechtzeitig die Erkrankung erkennt und auch rechtzeitig therapiert. Und das kann man."


Ein einfacher Bluttest brachte den Blutplättchenmangel an's Licht: eine Erkrankung, die relativ häufig vorkommt und dennoch selten erkannt wird. Das Transfusionszentrum Kiel will aufklären und fordert auch die routinemäßige Blutplättchenzählung, zumindest bei Neugeborenen. Professor Ulrich Gembruch, Leiter des Pränatalzentrums der Uni-Lübeck, behandelt den Blutplättchenmangel schon im Mutterleib, als einziger Experte in Norddeutschland.


"Wir sehen jetzt hier eben eine derartige Bluttransfusion. Hier sehen wir den Mutterkuchen, und hier ist die Nabelschnur. Hier sehen Sie, jetzt kommt die Nadel, - dieser weiße Strich, das ist die Nadel, die wir da sehen, - die wird jetzt langsam vorgeführt unter Sicht, in die Nabelschnur hinein: jetzt, jetzt sind wir drin. Dann spritzen wir die Thrombozyten direkt hinein. Und hier sehen sie's, da sehen sie die Bubbles hier, das ist die Reaktion, das sind die Blutplättchen, die da in der Nabelschnur strömen."


Der passende Blutspender musste einmal die Woche zum Aderlass. So oft brauchte die kleine Hannah-Marie nämlich neue Blutplättchen. Nur in 50 % der Fälle gibt es für das Baby Komplikationen. Es lohnt sich also.


"Danach wird das Kind in der Regel völlig gesund sein, weil die Antikörper der Mutter ja mit der Abnabelung nicht mehr übertreten. Sie gehen dann kaputt nach einer gewissen Zeit, und dann ist das Kind völlig gesund."


Wie Hannah-Marie, die alles gut überstanden hat. Ihre Mutter ist jetzt unendlich erleichtert und dankbar dem Blutspender, dem Transfusionszentrum und dem Professor, der ihr Baby gerettet hat.

Hamburg und Bad Bramstedt, Prof. J. Neppert, Dr. E. v. Witzleben-Schürholz

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Disclaimer: Die Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.